Unterschiede
Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.
selbstbaukit:kollektiv [2017/05/29 11:50] Florian Humer angelegt |
selbstbaukit:kollektiv [2017/05/29 11:53] (aktuell) Florian Humer |
||
---|---|---|---|
Zeile 63: | Zeile 63: | ||
* Timeout (T mit beiden Händen): „Ich brauch mehr Zeit und wünsche mir eine Diskussion am nächsten Plenum.“ | * Timeout (T mit beiden Händen): „Ich brauch mehr Zeit und wünsche mir eine Diskussion am nächsten Plenum.“ | ||
* Veto (Faust): „Der Vorschlag widerspricht grundsätzlich meinen Vorstellungen. Er darf nicht beschlossen bzw. ausgeführt werden.“ | * Veto (Faust): „Der Vorschlag widerspricht grundsätzlich meinen Vorstellungen. Er darf nicht beschlossen bzw. ausgeführt werden.“ | ||
+ | |||
+ | ===== Freiheit =/ Freibier – sinnvolle Arbeitsteilung ===== | ||
+ | |||
+ | Damit so viel Zeit wie möglich für die lustvollen Dinge des Lebens und auch für Aktivitäten abseits des Hausprojekts bleibt, solltet ihr die Arbeit im Projekt möglichst gut organisieren. Es kann schon manchmal mühsam sein, wenn ihr alle noch so kleinen Dinge am Gruppenplenum besprechen müsst. Eine Auslagerung in Arbeitsgruppen bietet sich deshalb an. Arbeitsgruppen können für laufende Aufgabenbereiche - wie zum Beispiel die Hausverwaltung – oder als Projektteams für spezielle, zeitlich befristete Aufgaben – wie die Produktion einer Broschüre - gegründet werden. Bei der Gründung solltet ihr festlegen, wie weit die Autonomie einer Arbeitsgruppe geht. Zu welchen Themen ist sie entscheidungsbefugt und bei welchen Fragen muss erst das Einverständnis des Plenums eingeholt werden? Sinnvoll kann es sein eine Arbeitsgruppe einfach mit einem Budget auszustatten, über das sie frei verfügen kann. | ||
+ | |||
+ | Arbeitsgruppen haben nicht nur den Vorteil, dass sie die Arbeit wirkungsvoller machen, sie können euch auch helfen Hierarchien in der Gruppe abzumildern. Das Diskutieren in kleinerem Rahmen ist weniger anfällig für dominantes Redeverhalten einiger weniger Meinungsmacher*innen. Außerdem könnt ihr durch die Bildung von (teil-)autonomen Bereichen die Verantwortung im Projekt besser verteilen. Einzelne – eventuell etwas kontrollaffine – Menschen können so auch mal abschalten und müssen sich über die Aufgaben der Nachbar-AG keine Gedanken machen, während sich andere, die sich sonst nicht trauen würden, auch einbringen können. | ||
+ | |||
+ | Ab einer gewissen Gruppengröße wird die gemeinsame Arbeit zunehmend umfangreicher und es wird auch die Koordination im Plenum herausfordernder. Für größere Gruppen könnt ihr deshalb das System der Arbeitsgruppen noch ein Stück weiterdenken und diese nach und nach mit größerer Autonomie und klareren Verantwortlichkeiten ausstatten. Das Plenum kann dann zu einem Koordinationstreffen der Arbeitsgruppen umgestaltet werden, in dem ihr nur mehr grundsätzliche und bereits gut vorbereitete Entscheidungen trefft. Scheut euch außerdem nicht für die Organisation eurer Gruppe auch Erfahrungswerte anderer, bereits gut eingespielter Projekte aus dem Solidarverbund einzuholen. | ||
+ | |||
+ | Neben der Organisation in der realen Welt könnt ihr eure Organisation auch durch digitale Werkzeuge effektiver gestalten. Im habiTAT gibt es dafür ein eigenes Softwarepaket – das habiDAT - welches Projektinitiativen gratis zur Verfügung steht. | ||
+ | |||
+ | ===== Der Hausverein ===== | ||
+ | |||
+ | Wenn sich euer Kollektiv zusammengefunden hat ist es Zeit, dass dieses auch rechtlich legitimiert wird. Im Syndikatsmodell ist der sogenannte Hausverein für die rechtliche Struktur unabdingbar. Es macht aber auch schon vor der Gründung eurer Hausbesitz-GmbH Sinn, einen Verein eintragen zu lassen. Das spart Zeit, wenn das richtige Haus schließlich gefunden ist und als eingetragener Verein könnt ihr beispielsweise schon Vorverkaufsverträge abschließen oder bei Fördertöpfen ansuchen. Außerdem ist auf diese Weise schon der erste Grundstein gelegt und das zukünftige Hauskollektiv wird zu einer eigenständigen, rechtlichen Person. | ||
+ | |||
+ | Einen Verein zu gründen ist in Österreich sehr einfach, dazu wird nur das Vereinsstatut und eine Vereinserrichtungsanzeige benötigt. Näheres zu den Musterstatuten und den Formalitäten findet ihr in den Detailkapiteln. Für die Gründung werden mindestens zwei Personen benötigt, die als Vereinsvorstand den Verein nach außen vertreten und für ihn unterzeichnen dürfen. Die Vereinsvorstände stehen namentlich als Ansprechpersonen im Vereinsregister und sind für die ordentliche Vereinsführung verantwortlich. Ansonsten haben sie jedoch keinerlei Funktion, entscheidungsbefugt bleibt alleine das Plenum. Da im Normalfall auch keine größeren Geldbeträge über den Hausverein laufen sollten, sind die Verantwortlichkeiten des Vorstands auf die fristgerechte Abhaltung von Generalversammlungen und die Meldung von Neuwahlen von Vereinsvorständen beschränkt. Auch dazu gibt es nähere Informationen in den Detailkapiteln. Wenn ihr euch genauer mit dem Thema auseinandersetzen wollt, scheut nicht davor zurück einmal in den Gesetzestexten für Vereine zu schmökern. Jurist*innen verwenden zwar mitunter eine absonderliche Sprache, aber ansonsten ist das keine Quantenphysik. | ||
+ | |||
+ | ==== Details: Vereinsmeierei – Statuten und Formalitäten ==== | ||
+ | |||
+ | Die Musterstatuten für den Hausverein sind - wie bei Vereinsstatuten üblich - voll mit Standardklauseln und Rechtskauderwelsch. Trotzdem solltet ihr wissen was da drinnen steht. In diesem [[vereinsmeierei|Detailkapitel]] könnt ihr Erklärungen zu den wichtigsten Passagen eurer Statuten nachschlagen. Außerdem haben wir Vorlagen zusammengetragen, die euch bei der Abwicklung der notwendigen Formalitäten unterstützen sollen. | ||
+ | |||
+ | ===== Aufnahme in den Solidarverbund ===== | ||
+ | |||
+ | Wenn sich euer Kollektiv formiert hat und vielleicht auch schon der Hausverein gegründet wurde, seid ihr wahrscheinlich bereits in Kontakt mit anderen Gruppen oder Berater*innen aus dem habiTAT. Wenn nicht, dann meldet euch bei uns! Es gibt in einigen Städten regelmäßige, offene Vernetzungstreffen und ihr könnt uns unter habitat@servus.at anschreiben. Dann bekommt ihr alle nötigen Informationen, um selbst Mitglied im Solidarverbund zu werden. Das können übrigens auch Einzelpersonen, die selbst (noch) gar nicht vorhaben ein Hausprojekt zu gründen und einfach am Aufbau des Netzwerkes mitwirken wollen. | ||
+ | |||
+ |